Unternehmenskultur  trotz Home Office

Viele Unternehmen stehen erneut (oder auch durchgehend) vor den Herausforderungen, die ein flächendeckendes Home Office Modell mit sich bringt. Während viele technische Hürden durch die Lerneffekte des ersten Lockdowns nun schnell bewältigt sind, machen sich an verschiedenen Stellen Einbrüche in der Unternehmenskultur bemerkbar. Verständlicherweise – denn wie pflegt und fördert man dieses Konstrukt, wenn direkte Absprachen, Teamevents oder der Austausch beim Kaffee in der Küche ausbleiben? Auch wir bei OSCAR, genau wie eine Vielzahl unserer Kunden und Kooperationspartner, mussten uns dieser Herausforderung stellen. Welche Learnings wir daraus ziehen konnten, welche Vorteile eine starke Unternehmenskultur mit sich bringt und welche Aspekte bei der Umsetzung verschiedener Konzepte zu beachten sind erörtert unsere Personalerin und Dipl. Psychologin Jana Kastner im folgenden Gastbeitrag.

Wie durch die Digitalisierung von Formaten, regelmäßigen Austausch und wertschätzende Führung die Unternehmenskultur auch in Krisenzeiten gestärkt werden kann

Eine starke Unternehmenskultur mit einer offenen Kommunikation, regelmäßigem Feedback, einer gemeinsamen Vision und einem wertschätzenden Miteinander fördert nicht nur das Wohlbefinden und die Motivation eines jeden Einzelnen, sondern führt auch dazu, dass die Organisation als Ganzes davon profitiert. Denn die Unternehmenskultur (das organisationsübergreifende Teilen von gemeinsamen Werten und Normen) wirkt sich aktiv auf das Verhalten der Mitarbeiter*innen aus und kann die berufliche Leistung laut aktuellen Forschungsergebnissen maßgeblich verbessern.

Zudem ist es für Unternehmen mit einer positiven Kultur – in Kombination mit den richtigen Personalmarketingmaßnahmen – deutlich einfacher, motivierte und qualifizierte Fachkräfte von sich zu überzeugen. Durch die Kommunikation der positiven Kultur nach außen hebt man sich gegenüber der Zielgruppe von der Konkurrenz ab und stärkt seine Arbeitgebermarke. Denn gerade die jüngere Generation wünscht sich moderne Strukturen, flexibles Arbeiten, Vertrauen, Freiraum und eine transparente Kommunikation. Zudem nimmt das Miteinander am Arbeitsplatz eine immer größere Rolle ein. Gemeinsame Mittagspausen, ein kurzes Gespräch auf dem Flur oder ein After-Work-Event stärken die Beziehungen zwischen Mitarbeiter*innen. Studien belegen, dass die soziale Integration in das Kollegium die Arbeitszufriedenheit erhöht und dass berufliche Einsamkeit die Teamleistung schmälert. Durch eine starke Kultur profitiert das Unternehmen also in jeglicher Hinsicht.

Die aktuelle Situation stellt den Aufbau und die Aufrechterhaltung einer mehrwertstiftenden Unternehmenskultur vor neue Herausforderungen

Was aber tun, wenn viele kulturelle Aspekte wie eine gemeinsame Mittagspause, die direkten Kommunikationsmöglichkeiten oder teamstärkende Events ausfallen müssen? Wie erhält man die Mitarbeitermotivation, wenn der tägliche Austausch fehlt und die Work-Live-Balance im Homeoffice gestört ist? Wie führt man neue Teammitglieder, die noch keinen Kollegen persönlich getroffen haben, in die Kultur ein und vermittelt ihnen wichtige Unternehmenswerte?

Generell bietet die Möglichkeit zum zeitweisen Homeoffice viele Benefits für Arbeitnehmer*innen und wird durch die erhöhte Flexibilität als sehr positiv wahrgenommen. Wenn aus der Freiwilligkeit allerdings ein Muss wird, kann die „Verordnung“ zum verpflichtenden Homeoffice über Monate hinweg zu Frustration führen. Erschwerte Kommunikation, psychische Belastungen aufgrund fehlender Trennung von Beruf und Privatem, körperliche Belastungen aufgrund unergonomischer Arbeitsplätze und selbst etwas so Triviales wie Probleme mit der Internetverbindung können die Homeoffice-Zeit sehr unangenehm werden lassen. Dazu kommt der fehlende regelmäßige Austausch mit Kolleg*innen und beeinträchtigte Bedingungen für Teamarbeit. Insgesamt alles Faktoren, die zu einer sinkenden Motivation und fehlendem Zugehörigkeitsgefühl zum Unternehmen führen können. Kurzum – die Unternehmenskultur kann nicht mehr in Gänze ausgelebt werden.

Aber wie funktioniert Unternehmenskultur remote?

Die Mitarbeitermotivation wird durch die Kultur der Organisation geprägt, das Unternehmen drückt durch eine starke Kultur sein Engagement für seine Mitarbeiter*innen aus – sei es über das Innovationsvermögen der Firma, über die Entwicklungsmöglichkeiten, ein produktives Umfeld, interne Formate oder die Förderung von teamstärkenden Events.

Im Zuge der Digitalisierung und insbesondere aufgrund der aktuellen Situation gilt es nun, neben den Arbeitsprozessen, auch die täglich gelebte Unternehmenskultur ins Digitale zu übertragen. Wir bei OSCAR legen viel Wert auf unsere einzigartige Kultur und sind sehr stolz auf unseren Zusammenhalt. Aufgrund unseres fortgeschrittenen Digitalisierungsprozesses, unseres cloudbasierten Wissensmanagements und der schon lang bestehenden Möglichkeit des ortsunabhängigen Arbeitens, war der Wechsel ins permanente Homeoffice zu Beginn des Jahres weniger eine technische Herausforderung, als eine kulturelle. Um diese Herausforderung lösungsorientiert anzugehen, war für uns vor allem wegweisend, wie wir unsere Kommunikationskanäle innovativ und gewinnbringend nutzen können, um den (Wissens-)Austausch unserer Mitarbeiter*innen auch remote abzubilden.

Durch das Einführen diverser interner Formate konnten wir unsere Kultur ein Stück weit ins Homeoffice transportieren und Plattformen des Austausches und des Zusammenhaltes schaffen. Einen erheblichen Mehrwert bietet hier unser mehrmals die Woche stattfindender digitaler Huddle, ein Format in dem mit unterschiedlichen Kolleg*innen über ein Thema diskutiert wird oder die aktuellen Tagesaufgaben und -ziele erläutert werden. Gemeinsame digitale Events und Pausen wurden eingeführt und unternehmensweit sowie standortübergreifend kommuniziert: Eine digitale Mittagspause wird zum gemeinsamen Online-Spielen oder Essen genutzt und Team- und Onboardingevents werden ebenfalls remote angeboten. Zahlreiche Anbieter haben sich mittlerweile der aktuellen Situation angenommen und bieten hierfür passende Angebote.

Wichtig hierbei kann auch ein einfacher Erfahrungsaustausch über die Zeit im Homeoffice oder ein regelmäßiges Erkunden der Führungskraft nach dem Befinden sein – kleine wertschätzende Zeichen, dass Mitarbeiter*innen trotz des fehlenden persönlichen Kontakts im Mittelpunkt stehen. Nicht zuletzt beim Onboarding sollte darauf geachtet werden, dass die Kultur auch remote übermittelt werden kann: Von uns und auch bereits von Kunden umgesetzte spielerische Vermittlung von Wissen über das Unternehmen oder die Kultur, begleitet von einem digitalen Buddyprogramm kann einem neuen Mitarbeiter helfen, sich schneller ins Team einzufinden.

Ebenfalls nicht zu unterschätzen ist die gesundheitliche Komponente: Sowohl psychisch als auch physisch birgt das permanente Homeoffice einige Risiken. Durch angebotene Sportsessions oder Einführungen in Entspannungstechniken wie autogenes Training konnten wir bei OSCAR Beschwerden vorbeugen, die Trennung von Arbeit und Beruf erleichtern und zusätzlich das Schulungsangebot im Unternehmen erhöhen.

Um das Zugehörigkeitsgefühl zum Unternehmen und das Engagement für den Job weiterhin aufrecht zu erhalten sowie die Arbeitgebermarke nachhaltig zu stärken, sollten neben den Arbeitsprozessen auch kulturelle und Formate des Wissensaustausches digitalisiert werden. Eine Investition in diese Richtung lohnt sich – denn auch in Zukunft werden Möglichkeiten zum digitalen Arbeiten und Möglichkeiten zum (zumindest partiellen) Homeoffice von einem guten Arbeitgeber erwartet.

Aber Achtung – Die wahllose Einführung von Formaten kann zu Überforderung führen oder auch dazu, dass diese nicht angenommen und gelebt werden. Obligatorisch für den Erfolg solcher Formate ist es daher, sie auf die Mitarbeiter*innen und die individuellen Wünsche auszulegen. Vor einer Implementierung solcher neuer Maßnahmen empfiehlt sich zunächst die Aufnahme des IST-Zustandes, welche durch eine Mitarbeiterbefragung und eine Bedarfsanalyse abgebildet werden kann. So kann das aktuelle Stimmungsbild erfasst und Bedürfnisse sowie Optimierungspotenziale identifiziert werden. Ein schöner Nebeneffekt ist hier die gezeigte Wertschätzung gegenüber den Mitarbeiter*innen, die sich verstanden fühlen und ihre Sorgen und Wünsche äußern dürfen und somit aktiv in Entscheidungen eingebunden werden. So können Sie gezielt evaluieren, wie es Ihrem Personal mit der Situation geht, wo Verbesserungspotenziale anzufinden sind und welche Maßnahmen Sie als Unternehmen ableiten können, um die Mitarbeiterzufriedenheit zu erhöhen.

Möchten auch Sie Ihre Arbeitgebermarke durch die zielgerichtete Kommunikation Ihrer Kultur stärken und Ihre Organisationskultur zukunftsfähig und digital abbildbar machen? Sprechen Sie uns gerne an, zusammen finden wir eine individuelle Lösung für Ihr Unternehmen – ob vollständig remote oder persönlich vor Ort.

Autoren: Jana Kastner, Lorna Lenzen